Im Taspo-Gartenmarkt durfte ich einen Kommentar zur Zukunft von Familienbetrieben im Handel schreiben. Falls noch nicht gelesen nachfolgend mein Text. Ich freue mich, dazu Ihre Rückmeldung zu bekommen
„Kleine Unternehmen, Familienbetriebe, werden es schaffen“ - Nein!
Zu dieser Frage gibt es ein klares „ ja „ und ein ebenso klares „ nein“. Auf den gesamten Blumen- und Pflanzen-Markt in Deutschland gesehen- und so verstehe ich die Frage- muss man kein besonderer Branchenkenner sein, um festzustellen, das kleine Unternehmen und Familienbetriebe im grünen Einzelhandel Ihre Marktanteile nicht halten können . Blumengeschäfte, Einzelhandelsgärtnereien und Fachgartencenter addiert haben über die Jahre Marktanteile verloren und es gibt keinen Grund anzunehmen, das sich das nicht fortsetzt!
Konzentration ist ein Gesetz des Handels. Familienbetriebe sind in der Regel lokal auf die Sicherung Ihres Standortes ausgerichtet. Kapital- und Management- geführte Unternehmen sind expansionsgetrieben und nicht an festgelegte Standorte gebunden. Sie wollen und müssen Ihr „System „ möglichst effektiv ausrollen und Scalenvorteile erzielen. Auch wenn es im grünen Fachhandel hervorragende, regionale Filialisten gibt, werden diese neuen Standorte in der Breite durch Schließungen von kleinen Einheiten überkompensiert.
Es kommen aber noch weitere Gründe hinzu: Handelsmärkte sind permanent in Bewegung. Standortqualitäten verändern sich dramatisch, weil immer mehr die Ware zum Kunden kommt. Das Einkaufsverhalten der Kunden verschiebt sich zu immer höheren Ansprüchen an Auswahl, Komfort und Qualität. Die Konzentration in Massenmärkten wie Garten und Grün bringt Druck auf die Margen. Die Digitalisierung erfordert nicht nur Investition in Technik sondern auch ganz neues know how. Familienbetriebe, die sich an Ihren Standort und ihren klassischen Vertriebsweg gebunden fühlen und dort nicht die Möglichkeit zu einer offensiven Strategie haben, können diese Anforderungen an Leistungs- und Prozessoptimierung nicht erfüllen. Sie schliessen den Betrieb oder suchen den Erfolg in Nischenmärkten wie Dienstleistung.
Und natürlich kommt generell die Nachfolgeproblematik dazu. In der Zeitspanne zwischen den Jahren 2014 und 2018 steht bei rund 135.000 Familienunternehmen in Deutschland – also nicht nur im Gartenmarkt - die Nachfolge an. Einer Studie zufolge schaffen aber nur 12 Prozent der Familienunternehmen die Weitergabe des Unternehmens bis in die dritte Generation. (Faz net 26.11.2015)
Und diese Situation kommt auch auf mittelständische Filialbetriebe im Grünen Markt zu, wenn sich kein Nachfolger aus der Familie oder dem eigenen Management findet. Zuerst werden hier Konzerne auf der Matte stehen, falls sich nicht doch andere Fachhändler oder Kooperationen engagieren. Aktuelle Beispiele wie die Übernahme von Wirtz &Eicke durch Dehner zeigt, wo der Weg hin führen kann.
Die Frage „Schaffen es Familienbetriebe oder kleinere Betriebe „ interessiert aber das einzelne Unternehmen gar nicht. Hier lautet die Frage nur: „ Schaffe ich es an meinem Standort für meine Generation und ggfs. auch die nächste zu den Gewinnern zu gehören und sogar von der Aufgabe von lokalen Wettbewerbern zu profitieren. Und diese Frage läßt sich mit einem „ja „ beantworten. Vorraussetzung dafür ist aber nicht der gute Name oder die Tradition als Familienbetrieb sondern ganz allein die Kundenleistung. Und dazu gehört ein klares Profil, Konzentration auf echte Wettbewerbsvorteile und nicht auf den Wettbewerb, sondern nur auf den Kunden zuschauen.